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Leseprobe: Nachtschwarze Dunkelheit – Galerie der zeitlosen Künste

Ende Januar ist der erste Band meiner Fantasy-Trilogie „Im Schatten des Pantheons“ unter dem Titel „Nachtschwarze Dunkelheit“ erschienen. Hier findest du eine Leseprobe. Für mehr Infos zum Buch, folge mir auf Instagram: @sarah_lammerding_autorin

Eine Liste aller bisherigen Veröffentlichungen findest du HIER. Direkt zum eBook geht’s HIER.

Und darum geht es in „NACHTSCHWARZE DUNKELHEIT“:

Isi hasst alles, wofür Zeus und die Götter stehen. Sie will das Pantheonsgebäude niederbrennen, um die unsterbliche Regierung zu entmachten. Oder zumindest wollte sie das mal. Denn seit dem tödlichen Unfall ihrer Eltern ist nichts mehr, wie es war. Nicht einmal dem wichtigsten Menschen in Isis Leben, ihrem Bruder, gelingt es, die Mauer zu seiner Schwester zu überwinden.

Kein Wunder – Isi hat die Schattenkrankheit. In ihren Wahnvorstellungen drängt ein Schattenwesen sie mit seinen düsteren Gedanken immer näher an den Abgrund. Ausgerechnet jetzt zieht Isi auch noch die Aufmerksamkeit eines Unsterblichen im Dienste der Regierung auf sich – Eliah. Und zu ihrer Überraschung sieht er den Schatten auch.


Nachtschwarze Dunkelheit – Kapitel 8

Tipp: Alle Leseproben findest du HIER.

Es war unglaublich, was für ein genaues Bild Matti von seiner Galerie hatte, obwohl er langsam erblindete. Im Vorbeigehen ließ er Wissenswertes über dieses Bild oder jenes Schmuckstück fallen und deutete immer in die richtige Richtung.

»Die Schatulle soll auf das Holztischchen unter dem Gemälde von Gaia und Uranos«, entschied er.

Isi war nicht wohl dabei, seinen neuesten Schatz in ihren Händen zu halten. Was, wenn sie stolperte und die Schatulle fallen ließ? Das würde Matti ihr nie verzeihen. Betont vorsichtig stellte sie das Kästchen ab und trat einen Schritt zurück.

»Prometheus ist ein Enkel der beiden, weißt du?«, erklärte Matti, wie immer begierig darauf, sein Wissen zu teilen. »Wahr­scheinlich fühlt er sich in dieser Gesellschaft wohler als bei seinen Cousinen und Cousins vom Olymp.«

Im Nationalmuseum hatten sie neben den Statuen und Gemälden auch halbwegs aktuelle Fotos der Unsterblichen. So konnten die interessierten Besucher vergleichen, wie gut die jeweilige Darstellung getroffen war. Außerdem gab es dort neuere Infos darüber, was die Unsterblichen so trieben und mit wem sie abhingen. Ein Abriss der letzten hundert Jahre oder so. Mattis Wissen um die alten Sagen und Mythen in allen Ehren, aber das war Klatsch von Vorvorgestern.

»Ich finde, hier ist die Schatulle richtig«, stimmte Isi ihrem Chef zu. »Sie hat Platz um sich herum und geht nicht in der Masse unter. Und weil das Bild etwas weiter oben hängt, ergibt die weiße Wand einen guten Kontrast.«

Matti legte den Kopf schief. Mit zusammengekniffenen Lippen dachte er nach und kam wohl zu dem Schluss, dass er zufrieden war. »Kannst du den Deckel ein wenig aufstellen? Sodass Prometheus hinüber zu seinem Bruder Atlas blickt? Das wäre doch ein schönes Detail.«

Isi erkannte Atlas. Das war der Immobilienhai, der ständig neue Hochhäuser baute und behauptete, sie würden den Him­mel stützen. In der Darstellung hier in der Galerie musste er das noch selbst übernehmen.

»So. Jetzt können sie sich gegenseitig bei ihren von Zeus auf­erlegten Strafen zugucken«, bemerkte Isi. »Dem einen wird die Leber gefressen, der andere stemmt die Himmelskugel auf seinen Schultern.«

Ihr Chef nickte zufrieden. »Wir werden ein Schild zu der Schatulle schreiben müssen, damit die Besucher wissen, was sie betrachten«, überlegte er. »Bloß bin ich mir angesichts der unklaren Herkunft dieses Kunstwerks nicht sicher, was drauf­stehen soll.«

Isi bezweifelte, dass sie dabei eine große Hilfe war. Matti hatte zwar wir gesagt, aber damit hatte er bestimmt sich selbst und Jenny gemeint, oder?

»Hast du Kunst studiert?«, fragte der Schatten. Isi hatte Pantheologie studiert, nicht Kunst. Und das nicht mal zu Ende. »Eben.«

Isi verschränkte die Arme vor der Brust. Warum fühlte es sich immer so an, als hinge ihre ganze Existenz an einem ver­wor­renen Fadenknäuel, das zu zerreißen drohte, wenn sie es entwirren wollte?

Matti meinte ständig, dass alle seine Sammelstücke irgend­einen verkannten Wert hatten. Irgendeine Besonderheit in der Art, wie sie beschaffen waren. Wenn Jenny mit ihrem Kunststudium mal wieder behauptete, alles hier sei Plunder, dann reagierte Matti stets verschnupft.

»Des einen Abfall ist des anderen wertvollster Schatz«, sagte er gern. Isi musste insgeheim Jenny recht geben. Meistens kam ihr das alles hier sinnlos vor.

»Weshalb führst du die Galerie überhaupt weiter, obwohl so wenige Besucher kommen?«, stellte Isi die Frage, die sie schon lange umtrieb.

Matti beäugte sie misstrauisch. Oder er versuchte es wenigstens, indem er mit dem Kopf wackelte, um sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. »Hat Jenny dir einen Floh ins Ohr gesetzt?«

Es stimmte, dass Jenny immerzu davon sprach, dass es schlecht um die Galerie stand und sie bald ihre Jobs verlieren würden. Aber das hatte sie schon an Isis erstem Arbeitstag vor vier Jahren getan und seitdem hatte sich nichts verändert. Deshalb schüttelte Isi jetzt schnell den Kopf.

»Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als die meisten von uns mit bloßem Auge sehen«, brummte Matti und wich damit ihrer Frage aus. Einen Fuß nach dem anderen tastete er sich zurück in Richtung seines Büros.

Isi schlenderte ihm hinterher. »Ich habe mich bloß gefragt … Welchen Sinn hat eine Kunstausstellung, wenn so gut wie nie Besucher kommen? Wozu das Ganze?«

»Besser eine Kunstausstellung ohne Besucher als ein statt­gegebener Herausgabeantrag.«

Matti blieb vor einer Vitrine mit Glasperlen stehen und starrte hinein. Mit dem Ärmel wischte er über einen Fleck an der Scheibe, den nur er selbst sah. Dann ging er weiter. Scheinbar war er so in Gedanken versunken, dass es ihm egal war, ob Isi ihm folgte.

»Wer zollt den Menschen Respekt, die es versucht haben und gescheitert sind?«, fragte er unvermittelt. »Denen, die nach Großem strebten und doch klein blieben im Angesicht ihrer Träume?«

Matti drückte sich gern in Rätseln aus, die Isi nicht verstand. Aber dieses Mal meinte sie, die Antwort darauf zu kennen.

»Niemand«, sprach der Schatten ihren Gedanken aus. »Also wozu lohnt es sich überhaupt, zu leben?«

Matti zuckte mit den Schultern. »Drüben im National­museum bestaunen sie die angeblich gewaltigsten Kunst­schätze der Menschheit. Aber selbst historische Schätze sind mal in Mode und mal nicht.«

Er drehte den Kopf und plötzlich hatte Isi das Gefühl, dass er sie nicht nur ansah, sondern in sie hinein. Sie spürte, wie der Schatten neben ihr sich wandte und wehrte. Als könnte Matti ihn durch ihre Augen sehen.

Nein, den Schatten gab es nicht wirklich. Aber Matti schien direkt in Isis kaputten Kopf zu blicken. Unwillkürlich taumelte sie einen Schritt zurück.

»Das Scheitern, Luise, ist wahrhaftig zeitlos. Und meine Hochachtung gilt all jenen, die es versuchten. Was es auch war, das ihnen am Herzen lag. Denen, die sich wieder aufrappelten und ihrer Kunst treu blieben, selbst wenn ihnen das letzte Quäntchen Glück fehlte.«

Isi sah sich um und betrachtete den gesammelten Plunder, die vollgestopften Vitrinen, die dicht gedrängten Statuen und Bilder. Was hatten die Kunstschaffenden dieser Werke davon, hier ausgestellt zu sein? Welchen Ruhm brachte es ihnen, wo kaum jemand ihre Werke zu Gesicht bekam und niemand ihre Namen kannte? Außerdem waren sie längst tot.

Matti beugte sich näher zu Isi. »Das, meine Liebe, nennt man Hoffnung.«


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