Bücher schreiben: Eine Frau mit gelbem Pullover schreibt in ein Tagebuch.

Lohnt sich das Bücher schreiben?

Egal ob „alter Hase“ oder „junges Küken“ – wenn du dich für das Bücher schreiben interessierst, dann hast du dich sicher schon einmal gefragt, ob all die investierte Zeit und die überstrapazierten Nerven es überhaupt wert sind. (Oder vielleicht lautete deine Frage auch eher: „Warum zur Hölle mache ich diese Sch**** eigentlich?!“)

Gerade am Anfang haben viele angehende Autor*innen ein etwas verklärtes Bild vom Schriftstellerdasein. Da sitzt man gemütlich in eine Decke gewickelt und mit einer Tasse dampfendem Kakao im Lieblingssessel, ein Notizbuch auf dem Schoß, und starrt mit versonnenem Blick in dem Regen vorm Fenster, während sich in der Fantasy gerade eine himmlische Romanze anbahnt. Oder vielleicht siehst du dich auch eher an einem penibel aufgeräumten Schreibtisch (ha! You wish.) sitzen, dein Gesicht vom bläulichen Licht des Laptops erleuchtet, während deine Finger nur so über die Tastatur fliegen.

Früher oder später folgt die Ernüchterung: Wie jetzt? Ich muss erst planen, was ich schreiben will, weil ich sonst keine Ahnung habe, was eigentlich in der Geschichte passieren soll? Und dann muss ich das ganze Schreiben? Also so Wort für Wort? Und dann muss ich es NOCHMAL schreiben, weil die erste Fassung noch nicht perfekt war? Und überarbeiten? Und …?

Nachdem mein aller-erster Kurzroman „Nachtschwarze Dunkelheit“ vor nun schon ziemlich genau einem Monat das Licht der Welt erblickt hat, möchte ich einmal Resümee ziehen. Hat sich der Aufwand gelohnt? Dafür betrachten wir das Schreiben (und Veröffentlichen) aus drei Blickwinkeln.

Finanzielles Investment vs. Gewinn

Im Internet und den sozialen Medien kursiert derzeit ein Trend, der mich als Nachwuchs-Selfpublisherin auf die Palme bringt. Dort wird versprochen, dass es ganz, ganz einfach sei, ohne jedwedes Vorwissen ganz, ganz viel Geld mit dem Bücher schreiben zu verdienen. (Natürlich nur, wenn du JETZT das jeweils beworbene Coaching-Programm erwirbst.)

Ich habe mich echt gefragt, was ich wohl falsch gemacht habe, dass mein Buch in ca. 1,5 Jahren entstanden ist und nicht in wenigen Wochen, wie es diese Werbungen behaupten. Irgendeinen Haken muss es da doch geben, oder? Also, irgendeinen anderen als die Tatsache, dass man Werbung ja nie vorbehaltlos glauben sollte.

Und den gibt es tatsächlich! Natürlich kannst du innerhalb kurzer Zeit ein paar Wörter auf die digitalen Seiten rotzen und relativ unkompliziert als Buch im Print on Demand oder als ebook veröffentlichen. Das geht schon. Das ist aber kein professionelles Selfpublishing!

Wer qualitativ hochwertige Bücher veröffentlichen will, die es verdient haben, in den Bücherregalen glücklicher Leser*innen zustehen, plant ein paar mehr Bearbeitungsschritte ein. Dazu gehören ein professionelles Cover, mindestens eine Lektoratrunde, ein Korrektorat und ein Buchsatz. Für mich persönlich sind diese Schritte ein MUSS, kein KANN, weil ich mit meinem Namen auf der Titelseite für das Ergebnis stehe. Ich möchte, das Leser*innen „einen Lammerding“ weiterempfehlen, nicht dass sie ihn als abschreckendes Beispiel unter das Bein des wackelnden Schreibtisches klemmen.

Das bedeutet nicht nur, dass ich weniger Bücher veröffentlichen kann als die Coachingwerbung verspricht, sondern auch, dass ich mit einem viel höheren finanziellen Investment starte. Denn vor allem das Lektorat gibt der Geschichte zwar einen mega Boost, schlägt dafür aber auch auf dem Konto ein wie eine Bombe.

Auf der anderen Seite war mir bereits im Vorfeld klar, dass gerade bei einem Debütroman noch keine Rekordumsätze zu erwarten sind. So sehr ich mich auch über jedes einzelne verkaufte Exemplar – egal ob digital oder analog – freue, große Sprünge mache ich damit nicht. Aus rein finanzieller Sicht ist mein Buchprojekt damit vermutlich ein absoluter Reinfall. (Falls du mir helfen willst, das zu ändern … HIER geht’s zum ebook🙃)

Wer nicht im Selfpublishing sondern im Verlag veröffentlicht, hat da natürlich noch einmal eine ganz andere Ausgangssituation. Trotzdem: Wer mit dem Bücher schreiben anfängt, um schnell reich zu werden, wird noch schneller enttäuscht.

An Herausforderungen wachsen

Wenn sich das Schreiben also finanziell nicht wirklich für mich lohnt, gebe ich deswegen auf? Nein, auf keinen Fall. Zum einen, weil ich ganz fest auf den großen Durchbruch nach dem 42 Buch glaube. 😉 Zum anderen, weil mir das Schreiben etwas schenkt, das für mich wertvoller ist als finanzieller Gewinn.

Noch bevor ich ein einziges Exemplar von „Nachtschwarze Dunkelheit“ verkauft hatte, wusste ich: Dieses Buch ist ein Erfolg. Warum? Weil ich noch ein paar Monate zuvor absolut überzeugt davon war, dass ich es niemals schaffen werde, ein Buch zu veröffentlichen.

Während des ganzen Prozesses habe ich so viel Neues gelernt. Obwohl ich seit meiner Kindheit Geschichten schreibe, hatte ich ja noch nie etwas mit den Veröffentlichungsschritte zu tun. Ich habe gelernt, mit einer Buchsatz-Software umzugehen. Zum ersten Mal habe ich professionelles Feedback einer Lektorin zu einem Buch bekommen, was mein Schreiben nachhaltig verbessert hat. Ich hatte zum ersten Mal Berührungspunkte mit so Dingen wie Titelschutz, ISBN und Pflichtexemplaren.

Daneben habe ich die Grenzen dessen gesprengt, was ich für möglich gehalten und über mich selbst geglaubt habe: Ich habe gelernt, dass ich eigentlich gar nicht so große Angst vorm Telefonieren habe, sondern mir sonst schlicht die Motivation fehlt. (So schnell wie ich den Kundenservice an der Strippe hatte, um den falschen Probedruck zu reklamieren, hätte ich nicht mal „Telefonphobie“ buchstabieren können.) Ich habe an Selbstbewusstsein gewonnen und Mut gefasst, dass mein Traum vom Dasein als Vollzeitautorin vielleicht gar nicht ganz so utopisch ist, wie ich dachte.

Ich bin an der Herausforderung gewachsen, die ich mir selbst gestellt hatte.

Strenggenommen müsstest du dafür nun kein Buch schreiben, sondern könntest so gut wie alles ausprobieren, was du noch nicht kennst und/oder kannst. Aber wenn das Schreiben dir Spaß macht und du einen ähnlichen Traum hast wie ich, dann ist dies vielleicht die Herausforderung, die es anzunehmen gilt.

Therapeutisches Schreiben

Was wir bei all den äußeren Einflüssen nicht vergessen sollten, ist das Schreiben an sich. Schließlich ist dieses doch genau DAS, was und überhaupt zu unserem Hobby und unserer Leidenschaft geführt hat.

Für mich hat das Schreiben fast schon eine heilende Wirkung. Wenn meine Gedanken total verworren sind, dann weiß ich meist erst was ich denke, wenn ich einen Stift auf das Papier setze und es aufschreibe. Das Schreiben hilft mir, das Chaos in meinem Kopf zu ordnen.

Geschichten bieten uns einen sicheren Raum, einen Safe Space, in dem wir mutig sein können, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Wir können uns unseren größten Ängsten stellen, aus unsere „Alltags-Rolle“ fallen und neue Verhaltensweisen ausprobieren.

Hier ein paar fiktive Beispiele: Was passiert wenn jemand (also ich) anderen Menschen schonungslos die Meinung sagt (also anders als ich, die sich das im Alltag nie trauen würde)? Was macht es mit jemandem (was würde es mit mir machen), ausgestoßen am Rande der Gesellschaft zu leben? Was passiert wenn jemand (also ich) Glück und Zufriedenheit über alles andere stellen (also anders als ich, der finanzielle Sicherheit wichtiger ist als berufliche Erfüllung)?

In „Nachtschwarze Dunkelheit“ stecke ich mit Leib und Seele. Der böse Schatten, der die Hauptfigur tyrannisiert, ist zugleich ein Abbild meiner eigenen mentalen Verfassung während der Zeit des Schreibens. Nachdem ich das Buch beendet hatte und es mir besser ging, wollte ich ein anderes, unverfänglicheres Buch beginnen. Also habe ich statt Dark Fantasy einen Cozy Crime-Roman geplottet und fröhlich mit dem Schreiben begonnen. Doch schon nach wenigen Szenen bin ich auf Widerstand gestoßen. Irgendetwas passte nicht. Nur was? Das Setting habe ich geliebt. Der Plot war vielleicht nicht revolutionär, aber in Ordnung. Die Figuren waren wunderbar verschroben, wie ich sie in dem Genre liebe.

Schließich habe ich festgestellt, was mir fehlte. Nämlich das Thema. Ich hatte geschrieben um des Schreibens willen. Aber worum sollte es in dem Buch eigentlich gehen? Inzwischen habe ich ein neues Fantasy-Projekt begonnen. Und obwohl mir dort alles viel komplizierter erscheint, liebe ich einfach alles daran. Denn hier habe ich endlich wieder eine Leitfrage, die ich im Text zu ergründen versuche. Ein Gedanke, der mich nicht mehr loslässt und mich auch abseits des Schreibens beschäftigt. In Buchform kann ich ihn nun von allen Seiten betrachten. Ich kann Thesen aufstellen, mit Gegenthesen kontern. Ich kann Schwarz gegen Weiß ausspielen und ein Licht auf die Grautöne dazwischen werfen.

Dabei lerne ich wieder etwas über mich selbst und fordere meine eigenen Gedanken heraus. Ist das nicht auch die wahre Super-Power von uns Autor*innen: Wir wickeln die Themen, für die wir brennen, wie kleine Geschenke in buntes Papier, damit Leser*innen sie auspacken können. Wir fangen Gefühle ein mit einer Flasche, setzen einen Korken darauf und überreichen sie zum weiteren Gebrauch an wildfremde Menschen. Wenn es nur eine einzige Sache gibt, warum sich das Bücher schreiben lohnt, dann doch das.

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